Durch die naturwissenschaftliche und technologische Entwicklung der vergangenen 150 Jahre hat der Mensch nicht nur die Natur (vermeintlich) “beherrscht”, er hat durch diese Entwicklung auch sein eigenes Denken verändert. Was heute als “Natur” verstanden wird, ist selbst Ergebnis dieser westlichen Bewußtseinsveränderung. Herrschende und weitgehend unhinterfragte Denkfigur ist die Idee technologischer Problemlösung. Inzwischen erkennen wir infolge interkulturellen Austauschs jedoch, dass das westlich-naturwissenschaftliche Weltbild insofern begrenzt ist, als dieses Denken selbst Ursache der Klimakatastrophe ist.

Zu diesem Aspekt entwickelt Prof. Bernd Scherer, Philosoph und Kulturwissenschaftler, folgende These:

“Die entscheidende Frage lautet: Wie gehe ich mit dem Wissen um, dass ich nie alles über einen Gegenstand weiß? Es beginnt schon damit, wie man sich als Mensch auf dieser Erde sieht. Bin ich ein Akteur, der einfach draufloslebt? Oder betrachte ich mich als Gast und bemühe mich, umsichtig zu handeln? Das ist in unseren Konsumgesellschaften nur schwer möglich. Wir haben uns an Extreme gewöhnt, die uns jetzt blockieren. Zum Beispiel an all die Autos, die täglich 23 Stunden lang in der Stadt stehen, um eine Stunde gefahren zu werden.” DIE ZEIT, 2023; Nr. 30 S. 28

Durch den Klimawandel erkennen wir zunehmend, dass wir als Menschen nicht die Natur beherrschen. Vielmehr sind wir in der Lage, das jahrtausendalte Gleichgewicht des Planeten als Ort menschlichen Lebens zunehmend zerstören.